Wasser marsch! Sauberes Trinkwasser für Ebonyi State.

25. Oktober 2023

Das Wasserprojekt in Nigeria stellt die bisher größte Herausforderung der HUMAN-Stiftung dar. Warum das so ist, wollen wir in diesem Beitrag erläutern.

Zunächst die guten Nachrichten: das Aufbauprojekt mit der Bohrung des Brunnens, dem Bau der Abfüllhalle und der gesamten Innenausstattung mit drei Abfüllanlagen, der Installation und Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage, dem Kauf von zwei LKW’s und der Einstellung von 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den Betrieb ist abgeschlossen. Eine wahre Mammutaufgabe in 14 Monaten Projektlaufzeit.

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Wir sind darüber hinaus (technisch und organisatorisch) in der Lage, in der Trockenzeit täglich 20.000-25.000 Liter reines Trinkwasser zu produzieren. Das ist großartig und im Schnitt können das mittelfristig pro Woche 80.000 bis 100.000 Liter in der Trockenzeit sein. Das gelingt nur, weil wir mittlerweile eine 3. Abfüllanlage installiert haben.

Das klingt alles sehr positiv, doch wo liegen dann die Herausforderungen?

Während der Bau- und Installationsphase hatten wir einige technische Schwierigkeiten und durchaus kritische Momente zu überstehen. Grund dafür war die fehlende Erfahrung der „Solarexperten“ vor Ort. Wir mussten nachträglich noch einige elektrische Sicherheitselemente einbauen und hatten Glück, dass keine größeren Schäden (ca. 5.000 Euro Zusatzkosten) entstanden sind. Dafür ist die Funktionalität und Absicherung der Photovoltaikanlage jetzt hervorragend. Wir haben schon 90 kW am Tag Strom produziert und es ist noch mehr möglich.

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Das zweite Problemfeld ist die Kundengewinnung und die Transportwege. Die Konkurrenz ist größer geworden und somit muss der Auslieferungsbereich entfernungsmäßig ausgedehnt werden. Wir sind neu am Markt und müssen uns den Stellenwert erst erarbeiten. Deshalb verkaufen wir das Wasser zu einem günstigeren Preis als die Konkurrenz. Wir brauchen aber die vollen Einnahmen, um Material zu kaufen, die Transportkosten zu bezahlen, die Angestellten fair zu entlohnen und Wasser verschenken zu können. Wir benötigen noch einen dritten LKW, da sonst die Arbeitszeiten für die Fahrer zu lange werden. Das alles wird Zeit benötigen, muss aber in den kommenden 18-24 Monaten gelingen.

Die dritte Herausforderung ist die wirtschaftliche und finanzpolitische Entwicklung in Nigeria. Die Preise für etliche Produkte sind zum Teil drastisch gestiegen. So hat sich der Dieselpreis um fast 60% erhöht, die Materialkosten für die Produktion um 40%. Betroffen ist ein Großteil der Bevölkerung. Auch Lebensmittel sind massiv teurer geworden.
Die Inflationsrate stieg von 15% auf 27% in 18 Monaten. Leider ist der Wasserpreis sehr spät erhöht worden. Die „Wasserunion“ hat erst kürzlich einen höheren Mindestverkaufspreis festgelegt, den wir aber noch nicht voll ausschöpfen können, weil wir neu am Markt sind. Betroffen ist aber erneut die Bevölkerung, die sich einen höheren Wasserpreis ohnehin nicht leisten kann. Insofern ist unser Ansatz 20-25% des Wassers zu verschenken goldrichtig für die armen Familien.

Dann gibt es die alltäglichen kleinen und mittleren Unzulänglichkeiten, die der Mentalität und der Einstellung der Menschen in Nigeria geschuldet ist und die marode Infrastruktur. An anderer Stelle passieren wieder viele positive Dinge, die bei uns nicht mehr möglich sind, z.B. die Reparatur an LKWs oder Geräten die einen Defekt aufweisen.

Es gibt aber auch Angst, Missgunst & Lügen. Ohne in alle Details zu gehen, müssen wir leider feststellen, dass andere Wasserhersteller versuchen uns schlecht zu machen. Wir bekommen haltlose Anzeigen, Polizisten werden bestochen und LKW-Fahrer aufgehalten. Es wird in Umlauf gebracht, dass unser Wasser nicht gut ist, was nachweisbar nicht der Fall ist. Wir haben erst kürzlich wieder unser Wasser von der Gesundheitsbehörde testen lassen. Es hat eine sehr hohe Qualität.
Zu allem Überfluss hatte am Montag, den 6.11.2023, einer unserer Fahrer einen schweren Unfall mit dem LKW. Der Fahrer musste ins Krankenhaus. Wir werden alles tun, damit der Fahrer wieder vollständig gesund wird.

Wir werden mit all den genannten widrigen Umständen in den kommenden 18-24 Monaten umgehen und noch finanzielle Mittel beisteuern müssen, bevor sich die Wasserfabrik selbst tragen kann. Dabei kommt uns unsere hervorragende Wasserqualität zugute. Bereits das in den Außentanks vorgefilterte Wasser unterschreitet alle geforderten gesundheitskritischen Grenzwerte der Gesundheitsbehörde.
Wir können also in der Zukunft bedenkenlos das vorgefilterte Brunnenwasser neben einer definierten Menge abgepackten Wassers verschenken. Die bedürftigen Menschen trinken heute meistens kontaminiertes Wasser, das von den Dächern gesammelt wird, oder nutzen Wasser aus naheliegenden Teichen. Diesen Zustand können wir für viele Menschen drastisch verbessern.

Fazit: Wir sind einen Riesenschritt vorangekommen, ohne schon am Ziel zu sein. Die stabile Produktion des Wassers ist enorm wichtig, jetzt müssen wir bei der Auslieferungs- und Kundenseite noch den Durchbruch schaffen. Alle Beteiligten in Deutschland und Nigeria arbeiten mit Hochdruck an dem Projekt, an mehreren Tagen im Monat wird die Belastungsgrenze erreicht oder überschritten. Das wird auf Dauer nicht funktionieren, aber wir sind zuversichtlich, dass wir uns schrittweise dem Ziel nähern.

Wir danken Ihnen von ganzem Herzen für Ihre treue Unterstützung.

Den besten Eindruck des Projektes gibt dieser Film. Dauer 10 Minuten.
Empfehlenswert!

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