Vorbemerkung: Die Dörfer und Schulen in Upper Dolpo liegen in einer der abgelegensten Bergregionen der Welt auf rund 4.000 Metern Höhe und es gibt keinen oder kaum Telefonkontakt oder Internetverbindung. Um von Upper Dolpo nach Kathmandu zu gelangen, müssen Sie mehrere Tage laufen und zusätzlich 48 Stunden mit dem Bus fahren. Allerdings können wir detaillierte Berichte über die Schulsitzungen nur mit mehreren Monaten Verzögerung liefern. Danke für Ihr Verständnis.
Da wir derzeit drei Schulen in Upper Dolpo unterstützen, möchten wir Ihnen einmal im Jahr einen Rückblick auf das vergangene Schuljahr geben. Heute wollen wir über die Winterschulen in Saldang und Nyisal berichten.
Die Schulen in Dolpo funktionieren aus mehreren Gründen nicht so gut wie in „unserer Welt“. Erstens sind Familien auf Subsistenzlandwirtschaft angewiesen und es ist schwierig, ihren täglichen Bedarf zu decken, sodass die Kinder zeitweise ihren Eltern bei der Hausarbeit helfen müssen und einige Schultage verpassen. Zweitens sind sich nicht alle Eltern der Veränderung bewusst, die Bildung in ihren Dörfern und im Leben ihrer Kinder bewirken kann. Drittens müssen manche Kinder weite Strecken zu und von diesen Schulen zurücklegen, manchmal mit leerem Magen. Dank der Unterstützung ausländischer Organisationen wie der HUMAN-Foundation machen die Schulen in der Region jedoch in den letzten Jahren Fortschritte und bieten den Kindern der Region eine bessere Bildung.
Aufgrund der extremen Wetterbedingungen in der Zeit von November bis März reisen einige Dorfbewohner zusammen mit ihrem Vieh in das untere Dolpa. Dadurch wird die normale Schulzeit von April bis Oktober begrenzt. Einige Schulen in Upper Dolpo haben Winterkurse mit Unterstützung lokaler Jugendlicher und Alumni durchgeführt, die bei dem harten Winterwetter in den Dörfern bleiben und die Schüler drei bis vier Monate lang unterrichten konnten.
Insgesamt nahmen rund 100 Schüler an unserer Winterschule 2022/2023 teil.
Die Lehrkräfte bewerteten die Lese- und Schreibfähigkeiten der Schüler in allen drei Sprachfächern und differenzierten den Unterricht nach Noten und Fähigkeiten. Das Lehrpersonal entwarf Unterrichtspläne und Lehrmethoden entsprechend den individuellen Bedürfnissen der Schüler. Die tibetischen Sprachlehrer konzentrierten sich hauptsächlich auf die Vermittlung lokaler Geschichte, Religionen sowie sozialer und kultureller Aspekte. Im Gegensatz dazu konzentrierten sich die anderen Sprachlehrer auf die Verbesserung ihrer Lese- und Schreibfähigkeiten. Anstatt den gesamten Lehrplan des Buches durchzuarbeiten, lag der Schwerpunkt darauf, das Lernen der Schüler ohne übermäßigen Druck zu verbessern.
Basierend auf ihrem Leistungsniveau wurden die Schüler in drei Gruppen eingeteilt: Anfänger (Kindergarten bis UKG), Mittelstufe (Klassen I bis III) und Fortgeschrittene (Klassen IV und V).
Zu den außerschulischen Aktivitäten gehörten Tanzen, Singen, Sport, Wandern, Zeichnen usw. Dadurch konnten sie ihre Kreativität und ihr Talent unter Beweis stellen. Nach dem Unterricht wurden den Schülern Tänze und Lieder in allen drei Sprachen beigebracht und sie erhielten die Möglichkeit, während des Losar-Fests aufzutreten. Darüber hinaus wurden Sportwettkämpfe organisiert, die den Schülern die Möglichkeit boten, sich warm zu halten und sportliche Fähigkeiten zu entwickeln.
Insgesamt beschäftigten wir fünf Lehr-, zwei Küchen- und zwei Hilfskräfte. Alle Schulkinder wurden anhand eines kontinuierlichen Beurteilungsmodells hinsichtlich ihres freien Schreibens und Lesens bewertet. Infolgedessen haben 100 % der Studierenden das Wintersemester erfolgreich bestanden. Insgesamt sind regelmäßige Beurteilungen und maßgeschneidertes Feedback wirksame Ansätze zur Bewertung der Lernergebnisse der Studierenden.
Wie immer gibt es einen Beitrag der Familien durch die Bereitstellung von Lebensmitteln (die ihnen erstattet werden) und Feuerholz. 50 % der Schüler blieben in der Schule, da der Heimweg zu weit war oder die Eltern in Lower Dolpo waren.
Der Winterunterricht steht vor mehreren Herausforderungen, darunter die kalten Temperaturen im Klassenzimmer, die es oft erforderlich machen, den Unterricht im Freien abzuhalten. Darüber hinaus leiden Studierende unter erkältungsbedingten Erkrankungen wie Husten, Magenschmerzen, Kopfschmerzen und Wunden im Gesicht. Der Zugang zu Medikamenten ist schwierig, da die Gesundheitsstationen in den Dörfern im Winter geschlossen sind. In solchen Fällen müssen wir uns bei der Behandlung von Krankheiten auf die tibetische Medizin verlassen.
sIn unserem nächsten Bericht werden wir die Ergebnisse der Schule in Lhuri erläutern. Heute möchten wir auch zwei Schüler unserer Schulen vorstellen:
Kunsang aus Nyisal (linkes Bild) ist sieben Jahre alt und besucht den Kindergarten. Der Name ihres Vaters ist Sonam Wangdue und der Name ihrer Mutter ist Bhuti. Sie ist das jüngste von fünf Kindern in der Familie. Sie ist sehr talentiert und versteht alle Lektionen schnell. Sie ist die Klügste in ihrer Klasse. Sie ist auch in verschiedenen außerschulischen Aktivitäten sehr aktiv.
Thinley kommt aus Saldang (rechtes Bild). Er ist neun Jahre alt und in der ersten Klasse. Es gibt fünf Familienmitglieder: einen älteren Bruder, eine Großmutter und die Eltern (Bild in der Mitte). Die Landwirtschaft und der kleine Zeltbetrieb meines Vaters und meiner Mutter sind die Haupteinnahmequelle für unseren Unterhalt. Mein Vater geht mit den Yaks ins Lower Dolpo, um Holz aus dem Wald zu holen. Beide sammeln Yartsa Gumba und verkaufen es, um das Familieneinkommen zu erhöhen. Mein Vater und meine Mutter haben nicht viele Felder, deshalb müssen sie sehr hart arbeiten, was für sie eine sehr große Herausforderung darstellt.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung des Winterschulprojekts. Ohne Ihre Großzügigkeit könnten die Kinder nicht am Schulunterricht teilnehmen.